Auf der Farm ist alles gut.
Heute ist der WEEKLY PLANET ein kleines bisschen zerstreut. Zwischendurch ging es mir nicht so gut, jetzt bin ich wieder auf dem Damm. Eigentlich sollte ich jetzt gerade in Dänemark auf einer Couch liegen und ein Buch lesen. Pustekuchen. Stattdessen gibt es einen ziemlich voll geladenen Newsletter. Das hat doch auch was gutes oder?
DRAGONS EAT EVERYTHING Update
- Ich habe über The City We Became von N.K. Jemisin geschrieben. Ein sehr gutes Buch über Städte, die lebendig werden und sich gegen lovecraftige Wesen wehren müssen.
- Im 49. NERD FEUILLETON haben wir viel über Animal Crossing, Castlevania, Ghibli Filme und The Mandalorian gesprochen.
- Die 179. ALL YOU CAN EAT Sendung war bis oben hin voll mit guter Musik
- Ich habe ein Interview mit See Through Dresses aus dem Archiv gekramt.
Am Ende des See Through Dresses Konzertes im Monarchen stand Sängerin und Gitarristin Sara Bertuldo an der rechten Seite des Raumes auf einem 40cm breiten Stück Bar und spielte ein beeindruckendes und ekstatisches Solo. Gerade höre ich das Debüt Album der Band, weil ich eben ein Interview von anno dazumal hochgeladen habe. Es ist ein sehr gutes Debüt.
Meine Farm heißt Bolino Farm. Sie ist inzwischen relativ groß, es gibt Wein, Auberginen, Hühner und ein paar Sonnenblumen. Ich bin dankbar, dass das Spiel Stardew Valley meinen Charakter um 6 Uhr morgens aus dem Bett wirft. Sonst wäre aus der Farm nie etwas geworden. Das Spiel hat beinahe einen meditativen Charakter. Planzen gießen, Unkraut jäten, Früchte ernten, den Hund füttern, nachschauen ob bei den Hühnern genug Essen da ist und darüber nachdenken, ob das Geld für einen Kuhstall reicht. Bald ist schließlich Winter und dann kann ich schlecht Gemüse verkaufen. Vielleicht gehe ich noch mal in die Miene und versuche mein Glück auf der Suche nach Edelsteinen oder ich verbringe den Abend im Saloon, ein zwei Bier und der Salat ist ausgezeichnet. Im echten Leben wäre ich morgens noch nicht einmal aus dem Bett gekommen. Ich versuche um 10 Uhr auf den Beinen zu sein. Manchmal bin ich froh darüber, dass ich mich überhaupt bewege.
Ich habe Aussicht auf einen Job. Er ist nah an dem was ich sowieso gerne mache und vielleicht ist es das erste Mal, dass tatsächlich Gewicht hinter einer Sache steht, die ich mache. Dieses Gefühl etwas zu tun, das tatsächlich Menschen konsumieren werden ist kurios. Auf der einen Seite träume ich seit langem davon Feedback von unbekannten Menschen zu bekommen, auf der anderen ist unsere Zeit nicht für Rücksicht und die Einhaltung von Feeedbackregeln bekannt.
Nach dem Essen bei den Eltern bin ich kurz davor mein Konzept für den Job über Bord zu werfen und ihn anders aufzuziehen. Jinxe ich das ganze gerade? Dabei fällt mir auf, dass ich Ideen besser zusammen mit anderen entwickle. Ist das was gutes? Aber das hin-und-her von Meinungen und Ideen hilft mir immer schon dabei etwas gutes zu finden. Bleiben wir gespannt.
In Normal schreibt Warren Ellis über einen Mann der so tief in den Abgrund geschaut hat, dass sein Kopf damit nicht mehr klargekommen ist. Ich frage mich wie weit wir davon kollektiv noch entfernt sind? Klar, Stardew Valley lenkt ab, aber im Hinterkopf rumort es. Wenn ich den Job bekomme, dann empfehle ich schöne Dinge, aber im Hintergrund steht ein Etwas mit einer Krone und schaut mir über die Schulter.
Havetrappen ved kunstnerens malestue på Blegdammen, (ca. 1845) - Købke, Christen
Links
Meine Linksammlung ist voll von Sachen die mindestens entfernt mit dem Virus des Tages zu tun haben. Ich glaube die spare ich mir für heute. Stattdessen folgende Links, die den Kopf woanders hinbewegen könnten:
- Sheila Heti schreibt über ein neues Buch, dass aus Briefen von Tove Jansson eine Biographie macht.
- Eine Liste von zehn schrägen Büchern die auf dem britischen Land spielen.
- Ein Einstieg in das "Weird West" Genre im Film.
- Ein Blogeintrag von rachel stone über zwei Kätzchen, die sie vor kurzem adoptiert hat. Ich mag die Tagline vom Blog: "stuff to read while you’re trying not to go viral" - insofern breche ich meine Regel von oben, aber ich fand den Eintrag so niedlich, dass das wieder okay ist, hoffe ich?
- Ich breche die Regel ein weiteres Mal, ohne Blick auf News, sondern auf eine Prise Weisheit von Nick Cave:
Why is this the time to get creative?
Together we have stepped into history and are now living inside an event unprecedented in our lifetime. Every day the news provides us with dizzying information that a few weeks before would have been unthinkable. What deranged and divided us a month ago seems, at best, an embarrassment from an idle and privileged time. We have become eyewitnesses to a catastrophe that we are seeing unfold from the inside out. We are forced to isolate — to be vigilant, to be quiet, to watch and contemplate the possible implosion of our civilisation in real time. When we eventually step clear of this moment we will have discovered things about our leaders, our societal systems, our friends, our enemies and most of all, ourselves. We will know something of our resilience, our capacity for forgiveness, and our mutual vulnerability. Perhaps, it is a time to pay attention, to be mindful, to be observant.
Outro
Wenn es euch möglich ist, dann macht euch keinen großen Stress. Das macht der Rest der Welt von ganz alleine, da müsst ihr nicht nachhelfen, indem ihr meint ihr wäret faul oder müsstet jetzt dies oder jenes tun. Ich habe so gut wie nichts gelesen in den letzten Tagen. Ich lasse mich vom Internet berieseln, weil ich zu nichts anderem in der Lage scheine. Ich glaube das ist okay. Bücher laufen meist nichts weg. Der Moment wird kommen, in dem ich mich zurücklehne und meinen Dänemarkurlaub nachholen kann. Wenn der Moment erst in drei Wochen kommt, dann ist das okay. Es sind schräge Zeiten. Das wird, auf die eine oder andere Weise. Oder wie Warren Ellis so schön gesagt hat:
You're allowed outside for five fucking minutes. You're also allowed to stay in if you fucking want to. Now is the time to do whatever is the fucking best for you. Tell them I said so. I'm a fucking doctor.
Bis bald.
Hollandsk panorama-landskab med Haarlem i det fjerne, 1654 - Koninck, Philips
Ps: Wenn ihr jemanden kennt und glaubt ihm/ihr könnte das hier gefallen, tut mir den Gefallen und leitet es weiter ja? Das wäre ganz ausgezeichnet! <3