sebastian moitzheim's guter newsletter

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in dieser Ausgabe: dril unmasked & was an Mastodon nervt

Liebe Leser*innen,

hinter mir liegt eine anstrengende, aber schöne Woche, die vor allem von Improv-Proben und -Auftritten und anderem, nun, Offline-Kram dominiert war. Entsprechend leer ist meine Lesezeichen-Sammlung mit interessanten Links und Themen für diesen Newsletter, was ein seltenes Problem für mich ist. Ein Bisschen was habe ich aber natürlich schon mit euch zu teilen. Here we go:

Was ich diese Woche so gemacht habe

  • Ich habe drei Improv-Shows gespielt (eine mehr als ursprünglich geplant), von denen zwei sehr gut liefen.
  • Ich habe ein kurzes Review zu Sebastian Hotz’ erstem Roman Mindset veröffentlicht. El Hotzos Debüt ist leider eine Enttäuschung. Im Review kommt auch kurz dril vor, was eine gute Überleitung zum ersten Text ist, den ich diese Woche empfehlen möchte:
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#6
April 17, 2023
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Sebastian Hotz’ Mindset: El Hotzos erster Roman hat nicht viel mehr Tiefe als ein Tweet

Beginnen wir diesen Text mit einem Geständnis: Ich wusste bis vor allzu langer Zeit gar nicht, wer El Hotzo ist. Ich glaube, es war während der Arbeit an der ersten Folge von Doomscroll’d, als die anderen eine Referenz auf den Social-Media-Star droppten und ich sie anstarrte, als würden sie sich in einer mir unbekannten Sprache unterhalten.1 Ich finde das noch immer faszinierend, dass jemand technisch gesehen berühmt sein kann, sogar berühmt in meiner spezifischen Bubble, und trotzdem komplett an mir vorbeigehen konnte.

Wie auch immer, mittlerweile weiß ich, wer El Hotzo ist, und grundsätzlich finde ich, das ist einer von den Guten. Niemand hat eine 100% Hitrate, aber Hotzos Tweets sind öfter lustig als nicht, und er hat das nahezu übermenschliche Kunststück geschafft, ein Wirtschaftsstudium zu absolvieren und trotzdem normal zu bleiben. Es bringt mir daher ehrlich keine Freude, zu sagen, dass Sebastian Hotz’2 kürzlich erschienener erster Roman, Mindset, nicht gerade nahelegt, dass Twitters 280 Zeichen Hotz in seinen Ausdrucksmöglichkeiten groß eingeschränkt hätten.

In Mindset geht es um Maximilian Krach, einen dieser Typen auf halbem Weg zwischen Influencer und Guru, die einsamen Männern zu erklären behaupten, wie sie aus ihrem eintönigen Leben ausbrechen und erfolgreich werden können, vom »Schaf« zum »Wolf« werden können, wie Maximilian es einigermaßen abgedroschen formuliert. Und es geht um Mirko, einen dieser einsamen Männer, und wie er sich, trotz der Bemühungen einer älteren Kollegin, von Maximillians Versprechen einlullen lässt. Die Pointe: Maximillians »Erfolg« ist genau so fiktional wie der der Typen, die seine »Seminare« besuchen, er arbeitet noch immer als Lieferant für Dominos, das angebliche Erfolgscoaching ist — auch, wenn die Beteiligten das zunächst nicht zugeben wollen — in Wahrheit eine Art Selbsthilfegruppe für Männer, die nicht wissen wohin sonst mit ihrer Unzufriedenheit mit ihrem Leben (Hotz liefert durchaus ein paar alternative Vorschläge, die seine Figuren tragischerweise ignorieren, etwa in Form eines Lieferantenkollegen, der versucht, Maximillian zum Besuch eines Gewerkschaftstreffens zu überreden).

Das ist alles irgendwie gut gemeint. Es bestätigt, dass Hotz im Großen und Ganzen »auf der richtigen Seite steht«. Und auch, wenn Hotz’ Prosa weitestgehend schmucklos ist, gibt es hier und da einen guten Gag (»Selbstverwirklichung ist etwas für Rapsongs und Menschen mit über zwanzigtausend Followern«), eine einprägsame Formulierung (»Der Beginn eines neuen Tages ist auch heute unvermeidbar«), oder eine kluge Beobachtung (»Einzig der Mensch hat im Zuge irgendeiner seiner zivilisatorischen Entwicklungsstufen beschlossen, dass der eigene Körper nicht die Instanz sein sollte, die über die richtige Schlafdauer bestimmt«).

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#5
April 13, 2023
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in dieser Ausgabe: Happy Autistic Pride, Substacks Twitter-Konkurrenz und der Tetris-Film als kapitalistische Propaganda

Liebe Leser*innen,

es ist Zeit für die neuste Ausgabe meines Newsletters, exakt nach angekündigtem Zeitplan, ohne jede Verspätung. Ähem. Ich war, mal wieder, krank — ich glaube, ich war in den letzten zwei Jahren so oft krank wie in den zehn Jahren davor, aber damit bin ich ja nicht allein —, und seitdem spiele ich catch-up mit allem was ich machen wollte, und irgendwann werde ich lernen, keine Ankündigungen mehr zu machen, wann irgendwas kommt. Aber nicht heute: Wir sind ab genau jetzt back on schedule. Also vielleicht. Nur, dass ich diesen Newsletter auf Montag Morgen verschoben habe, weil passt besser zu so einem Wochenrückblick (und in meinen Zeitplan), also technisch gesehen sind wir back on a totally different schedule. Keine Ahnung. Anyway, here we go:

Was ich in letzter Zeit so gemacht habe

  • Auch viel später als geplant, aber immerhin, habe ich mein Review zu Steven Spielbergs The Fabelmans veröffentlicht. Ich habe Spielbergs semi-autobiographischen Film mittlerweile zweimal gesehen, und bin wirklich sehr positiv überrascht, wie interessant er ist. Ich hasse sogenannte »Liebeserklärungen an das Kino«, und als genau das wurde der Film verkauft und teilweise rezipiert. Er ist aber so viel mehr.
  • Ich probe derzeit mit meinen Improv-Teams für zwei Shows im April: Am 14. April spiele ich mit meinem Team Famously Handsome eine Longform-Show, wir werden ein neues Format inspiriert von den Filmen von Christopher Guest ausprobieren. Tickets gibt es hier, die Show findet im 800A in Berlin statt, wer vor Ort ist und Zeit hat, kommt gerne und sagt Hallo! Und dann am 15. April spiele ich mit meinem Musical-Improv-Team Twinkies, Ho Hos & Ding Dongs eine Shortform-Musical-Show, als Support für die fantastischen Kaleidoscope, diese Show ist bereits ausverkauft.
  • Wie angekündigt (ha!) habe ich endlich wieder ein Bisschen Zeit für meine Podcast-Projekte gefunden: Wir haben (unter anderem) nach langer Zeit eine neue Folge von The Magic Circle aufgenommen, womit ich bald endlich genug Material für eine zweite Staffel habe, ich habe noch einiges an Schnittarbeit vor mir, aber es bewegt sich wieder was. Stay tuned, I guess.
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#4
April 10, 2023
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