Das ist er, der erste Newsletter zu Coworking in Sachsen-Anhalt. Und er wird sicher nicht der letzte gewesen sein. Fangen wir aber vorne an. Zum Autakt habe ich einen Text über den allerersten Coworking Space in Sachsen-Anhalt geschrieben.
Inzwischen gibt es bereits 20 Coworking Spaces in ganz Sachsen-Anhalt. Doch schon heute steht fest, dass es noch in diesem Jahr mehr werden. Auf meinem eigenen Blog pflege ich eine Datenbank mit ostdeutschen Coworking Spaces.
Mit diesem Newsletter möchte ich über Coworking informieren und dazu inspirieren, dass mehr Coworking Spaces gegründet werden. Es wird in jeder Ausgabe des Newsletters ein Schwerpunktthema geben, sowie Link- und Eventtipps.
Viel Spaß beim weiterlesen!
FOKUSTHEMA
Am 13. September 2010 eröffnete der erste Coworking Space in Sachsen-Anhalt. Das halle & co befand sich im Waisenhausring 1b in Halle (Saale). Den Coworking Space gibt es nicht mehr. Doch das Konzept ist als PDF erhalten geblieben.
Zu Beginn wird der Kern von Coworking erklärt: die »Bildung einer Gemeinschaft (›Community‹)«. Dann wird spezifiziert: »im Gegensatz zur ›klassischen‹ Anmietung von Büroräumen« möchten Nutzer:innen vom Miteinander profitieren.
Für 2010 eine sehr gute Erklärung. Erst sechs Jahre zuvor startete die Coworking-Bewegung mit dem San Francisco Coworking Space. Im September 2009 eröffnete mit dem betahaus der erste Coworking Space in Deutschland.
Ein Jahr später, als dann das halle & co eröffnete, gab es deutschlandweit vielleicht 10 bis 15 Coworking Spaces. Mehr noch nicht. Damit kann das halle & co als ein (beinahe vergessener) Pionier der deutschen Coworking-Szene betrachtet werden.
Betreiber des Coworking Spaces war eine Tochtergesellschaft der GP Günter Papenburg AG; Ansprechpartner für Coworking ein Mario Werner. Er arbeitet noch heute für das Unternehmen und erklärte mir am Telefon, wie es zur Gründung kam.
Die Wirtschaftsförderung der Stadt, das Uni-Institut univations und einzelne Nutzer:innen hätten so ein Angebot nachgefragt, erzählt Mario Werner. Das Thema war neu für das Unternehmen, aber als Vermieter wagten sie den Versuch.
Bei der Sanierung der Flächen wurde auf moderne Materialien, eine besondere Farbauswahl und eine nicht ganz alltägliche Ausstattung geachtet. Insgesamt 19 flexibel zu nutzende Arbeitsplätze wurden in dem Coworking Space geschaffen.
Außerdem gab es feste Büroeinheiten für Startups und Teams. Es gab auch einen Besprechungsraum, eine Küche und Gemeinschaftsflächen. Kopieren und Drucken waren dank einer Kooperation mit einer befreundeten Firma umsonst.
Zu Hochzeiten arbeiteten bis zu 12 Nutzer:innen im halle & co. Laut Mario Werner kam es sogar zu zwei Ausgründungen aus dem Coworking Space. Ein beeindruckender Start für einen Ort mit einem Konzept, das nahezu unbekannt war.
Wann das halle & co aufhörte zu existieren, kann auch Mario Werner nicht genau sagen. Irgendwann lief es aufgrund der fehlenden Nachfrage aus. Der Grund dafür, räumt er ein, könnte die fehlende Vernetzung mit den Zielgruppen gewesen sein.
Damit war das Kapitel Coworking im Waisenhausring 1b geschlossen. Die Bürovermietung lief noch bis 2020, erzählt Mario Werner. Doch rückblickend lässt sich sagen, dass das halle & co nur der Anfang für viel mehr darstellte.
Wie wichtig die Vernetzung mit Nutzer:innen ist, lehrt einem das halle & co. Ein Coworking Spaces ist immer nur ein Teil des es umgebenden Ökosystems. Heutige Betreiber:innen von Coworking Spaces berücksichtigen das meist von Beginn an.
LINKTIPP
Coworking lässt sich nicht in dem Sinne studieren, dass man an einer Hochschule Wissen oder Kenntnisse dazu erwirbt. Vielmehr bedarf es Erfahrung und den Austausch mit anderen Betreiber:innen, um Coworking zu verstehen.
Eine Ausnahme ist die 2018 von der Neu-Hallenserin Johanna Voll mitinitiierte Coworking Library, die Forschungsarbeiten zum Thema Coworking sammelt. Die Coworking Library ist heutzutage die größte Coworking-Wissenssammlung der Welt.
EVENTTIPP
Vom 31. Mai bis 14. Juni findet Mecklenburg-Vorpommerns Digitalkongress NØRD statt. Ein Fokusthema wird Coworking sein, auch wenn die regionale Szene noch überschaubar ist. Es gibt aber einige Entwicklungen, von denen man lernen kann.
Vor allem wenn es um Coworking und Tourismus geht, aber auch beim Thema Coworking im ländlichen Raum. Auf der NØRD wird gezeigt, welche Konzepte bereits umgesetzt und welche angedacht sind. Das Event findet online statt.
POSTSKRIPTUM
Falls Sie nicht nur zum Ende des Newsletters gescrollt haben, möchte ich Ihnen an dieser Stelle danken. Sie haben es geschafft und den ersten Newsletter zu Coworking in Sachsen-Anhalt zu Ende gelesen. Herzlichen Glückwunsch!
Durchschnittlich wird das Lesen des Newsletters viereinhalb Minuten dauern. Plus/minus 30 Sekunden. Wenn dies gute viereinhalb Minuten für Sie waren, leiten Sie ihn gerne weiter. Vielleicht kennen Sie jemanden, den das Thema interessiert.
Falls das nicht die besten viereinhalb Minuten Lektüre waren, schreiben Sie mir bitte, was Ihnen nicht gefallen hat. Ich freue mich über Ihr Feedback und Tipps, um den Newsletter besser machen zu können. Vielen lieben Dank.
Bis denn, dann… Tobias Kremkau